NKRO bei mechanischen Tastaturen macht Stenographieren am PC möglich

Mechanische Tastaturen können noch viel mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Sie taugen beispielsweise auch für Maschinenstenographie auf jedem beliebigen PC und damit zum Schnellschreiben – zum sehr schnellen Schreiben. Wie das geht, warum dafür NKRO notwendig ist, und was man dafür noch so braucht, gibt’s in diesem Beitrag.

Was ist überhaupt Maschinenstenographie?

Stenographie ist eine Art Kurzschrift. Es gibt sie einerseits handschriftlich (wie sie beispielsweise Parlamentsstenografen anwenden, die Sitzungen im Parlament wortwörtlich mitschreiben), oder aber auch maschinell – das heißt auf einer Tastatur. Bei der handschriftlichen Variante können erfahrene Stenografen rund 400 – 450 Silben pro Minute notieren – das entspricht theoretisch nahezu 250 Wörtern (pro Minute!). Wer öfters einmal amerikanische Serien oder Filme guckt, der kennt auch die (in Amerika sehr verbreitete) Maschinenstenographie: es handelt sich um diese Geräte mit unbeschrifteten Tasten, deutlich weniger als eine Schreibmaschine, auf denen sehr schnell geschrieben wird, und die keinen Bildschirm haben. Maschinell kann man im Englischen bei entsprechender Übung auch über 200 Worte pro Minute schreiben, im Deutschen ist – wegen der Komplexizität der Sprache und zahlreicher Endungen – das obere Limit etwa bei 150 – 180 Worten erreicht. Aber immerhin. Eine sehr erfahrene und flotte Sekretärin schafft allerhöchstens die Hälfte – und das nur mit großer Anstrengung. Durschnittlich gute Tipper liegen bei rund 50 Wörter pro Minute. Maschinenstenografie funktioniert ganz einfach: alle Buchstabenkombinationen, die ein Wort bilden, werden GLEICHZEITIG gedrückt. Dafür ist die spezielle Tastatur ausgelegt. Die linke Hand schreibt die ersten Konsonanten, die Finger in der Mitte den Inlaut und die rechte Hand den Rest. Ein Beispiel: H – A U – S kann ebenso schnell geschrieben werden wie H – ÄU – S -LICH, nämlich mit einem einzelnen Tastendruck aller 10 Finger, ähnlich wie man beim Klavier spielen mehrere Tasten gleichzeitig anschlägt, um einen Akkord erklingen zu lassen.

Maschinenstenografie ist toll, aber teuer

Toll, werden sich viele jetzt denken – drei mal so schnell schreiben ist sicher cool. Nicht nur in Chats, sondern auch bei allen anderen Arbeiten, bei denen man Text eingeben muss. Prinzipiell ja – aber: Eine Steno-Tastatur kostet rund 2.000 Euro, die Software ungefähr noch einmal so viel. Und dann braucht man noch Übertragungsprogramme für den PC, und muss Kürzel anpassen können – all das kostet noch einmal zusätzlich Geld, die Lizenzgebühren für die Software fallen dabei jedes Jahr wieder an. Mit einer NKRO Tastatur (was bei mechanischen Tastaturen üblich ist) kann die Tastatur mehrere Tasteneingaben gleichzeitig auch verarbeiten. Ein sehr findiger Mensch hat dafür dann eine Steno-Software entwickelt, die genau das macht, was die Software von herkömmlichen Stenografie-Tastaturen auch tut – nämlich die eingegebenen Kürzel in Buchstaben und Sätze zu verwandeln. Verwendet werden dafür nur einzelne, festgelegte Tasten der NKRO Tastatur. Die Software heißt „Plover“ und kann unter http://www.openstenoproject.org/plover/ kostenlos heruntergeladen werden. Das Projekt existiert schon eine Weile und ist durchaus ausgereift, auch eine deutsche Version gibt es (die Software ist für mehrere Sprachen geeignet). Ein Wörterbuch für die Übertragung der Kürzel lässt sich sicherlich im Netz finden, und kann ganz einfach dann in Plover eingelesen und in das passende Format konvertiert werden.

Kann man den so einfach stenografieren?

Jein. Maschinenstenografie ist in Deutschland eher ein Stiefkind, aber diejenigen, die das mit herkömmlichen Geräten gemacht haben, sprechen von rund 1 – 2 Jahren Übungszeit, bis man Geschwindigkeiten von rund 150 Wörter pro Minute erreichen kann. Die meisten berichten aber auch, dass schon nach einem halben Jahr Übung mit dem System praktisch jeder an die 100 Wörter pro Minute tippen kann – und das auf der herkömmlichen Gaming-Tastatur, ohne weitere Kosten. Ein gerüttelt Maß an Übung ist natürlich erforderlich, da man sich mit dem System des Stenografierens vertraut machen muss, und die Geläufigkeit (ähnlich wie beim herkömmlichen Zehnfingerschreiben) sich erst einmal bilden muss. Die Aussicht aber, in 1 – 2 Jahren mit ein wenig Übung eineinhalbmal schneller tippen zu können, als ein Nachrichtensprecher seine Texte vorliest, mag für viele Vielschreiber und auch für Menschen, die Filme oder Videos untertiteln wollen sicherlich eine verlockende Aussicht sein. Der Schlüssel dazu ist eine simple NKRO Tastatur.